Wenn man Psychosomatik hört, denken viele Menschen, "der psychosomatische Patient hat ja nichts Richtiges, nichts Körperliches, sondern eher etwas Psychisches". Aber nein, so ist es nicht. Vielmehr sind Körper und Psyche unzertrennlich miteinander verwoben. Unsere Gedankenprozesse spielen sich in der Hauptsache im Großhirn ab (Neokortex) ab, unsere Wahrnehmungen und Gefühlsprozesse bzw. Emotionen spielen sich in Hauptsache im Zwischenhirn (limbisches System) ab. In diesem System kommt dem Hippocampus und den Amygdalae eine zentrale Bedeutung als Steuerungsinstanzen zu. Die Amygdalae haben die Aufgabe emotionale Bewertungen vorzunehmen, z.B Gefahr oder Bedrohung anzuzeigen und emotionale Informationen in einem inpliziten Gedächtnis abzuspeichern. Der Hippocampus kontextualisiert diese Informationen der Amygdalae und überführt sie im günstigsten Falle in das explizite Gedächtnis, das heißt wir können emotionale Erlebnisse auf diese Weise später wieder erinnern. Der präfrontale Cortex verarbeitet und kombiniert dann emotionale Erinnerungen mit autobiographischen Gedächtnisinhalten. Wenn der Organismus mit Stresshormonen überflutet wird, beispielsweise in Dauerstresssituationen oder durch Traumatisierung, erhöht sich der Cortisolspiegel, was zu einem Funktionsverlust des Hippocampus führt. Auf diese Weise können emotionale Informationen nicht mehr richtig in das explizite Gedächtnis abgespeichert werden, sondern bleiben als Fragmente in den Amygdalae gespeichert und kursieren jahrelang oder gar lebenslang im Gehirn bzw im limbischen System, und können in dieser Situationen starke vegetative, körperliche Reaktionen auslösen. Dies ist wie eine ungefilterte Aktivität der Amygdalae mit unangemessener Meldung von Gefahrensignalen oder übergeneralisierten Angstreaktionen zu verstehen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Sinnesreize und Emotionen direkt körperliche Reaktionen auslösen können. Ansonsten sind dafür die beiden Gegenspielernerven Sympathikus und Parasympathikus verantwortlich. Der Sympathikus im Zusammenspiel mit Adrenalin, der den Organismus in Millisekunden schnell hochfährt um Flucht oder Angriff zu ermöglichen, der Parasympathikus, um das gesamte System wieder herunterzufahren, was allerdings wesentlich länger dauert, 15 bis 20 Minuten lang. Beispiele für Sympathikuswirkungen (Stressreaktionen): Erhöhung der Herzfrequenz, Erhöhung der Atemfrequenz, Erhöhung der Schweißsekretion, Erhöhung des Muskeltonus, Ausschüttung von Glucagon um Glucose zu mobilisieren, Ankurbelung des Zitronensäurezyklus mit Bildung von ADP und ATP als Energierlieferanten, Herabsetzung der Mobilität des Magen-Darm-Traktes und der Verdauungsfunktion, Engstellung der Blutgefäße in der Peripherie, um den Blutdruck zentral zu erhöhen und viele andere Körperfunktionen. Der Parasympathikus tut genau das Gegenteil, nur viel langsamer. Beim vegetativen Nervensystem handelt es sich um ein direkt vom Zwischenhirn gesteuertes System. Das Zwischenhirn ist bekanntlich der Teil des Gehirns in dem Emotionen entstehen und verarbeitet werden. Daher kann man niemals sagen, ein Leiden ist körperlich oder psychisch bedingt, sondern man muss diese neurologischen Zusammenhänge anerkennen.
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